Zahnpflege
Mundhygiene

Zahnpflege beim Hund  

Zahnpflege beim Hund  

Lesezeit: 10 min.

Autor: Helena, Veterinärmedizinerin

29. Juni 2023

Zahnprobleme und Zahnerkrankungen beim Hund sind eine der häufigsten Erkrankungen im fortschreitenden Alter. Dein Vierbeiner hat auch häufig gerötetes Zahnfleisch, Mundgeruch oder sogar schon Probleme beim Kauen? Beim jährlichen Tierarzttermin wird festgestellt:  Der Zahnstein hat überhandgenommen, einige Zähnchen wackeln schon, eine Zahnsanierung ist dringend notwendig! Doch diese Maßnahme ist nicht nur kostenintensiv, sondern birgt auch das Risiko der Vollnarkose. Ein paar Zähne müssen sogar gezogen werden. Eine passende Zahnpflege kann hier in vielen Fällen vorbeugen! 

Wie entsteht Zahnstein und welche Zahnerkrankungen gibt es beim Hund? 

Zahnstein entsteht beim Hund genauso wie bei uns Menschen. Futterreste und Speichel lagern sich auf den Zähnen als Plaque ab, genau an der empfindlichen Übergangsstelle vom Zahnfleisch auf den Zahn. Plaque ist dicht besiedelt von Bakterien und bereits sehr gefährlich für den Hund, allerdings noch nicht sichtbar für unsere Augen. Wird der Plaque nicht entfernt, so lagern sich Kalksalze ein und es entsteht der gut sichtbare, bräunliche Zahnbelag: Zahnstein!  Ab diesem Moment nimmt auch der Maulgeruch deines Vierbeiners bereits deutlich zu und das Zahnfleisch reagiert auf die Ablagerungen, indem es sich entzündet. Es entsteht eine sogenannte Gingivitis. Diese Veränderungen sind noch komplett reversibel, wenn der Zahnstein so schnell wie möglich entfernt wird. 

Geschieht dies nicht, wird der empfindliche Zahnhalteapparat angegriffen. Die Entzündung breitet sich in Richtung der Wurzel aus und es entsteht eine sogenannte Parodontitis. Die Verluste des Zahnhalteapparates sind irreversibel, die Zähne werden immer lockerer und fallen schließlich aus. Dieser Prozess ist hoch infektiös und sehr schmerzhaft für den Hund. 

Weitere behandlungswürdige Erkrankungen der Zähne deines Hundes können unter anderem sein: 

  • Persistierende Milchzähne beim Welpen 
  • Abgebrochene/gebrochene Zähne oder Zahnfissuren  
  • Zahnfisteln 
  • Eitertaschen 
  • Zahnwurzelabszesse  

TIPP:

Kontrolliere die Maulhöhle deines Vierbeiners regelmäßig, inklusive des Zahnfleisches und der Backenzähne, damit dir Veränderungen schnell auffallen. Bei der Behandlung mancher Zahnerkrankungen machen ein paar Tage schon einen deutlichen Unterschied. Wenn du dir unsicher bist, so kontaktiere am besten deinen Tierarzt und lass ihn die Situation einschätzen!

Warum sind Zahnerkrankungen so gefährlich?

Zahnerkrankungen sind auf vielen Ebenen problematisch für deinen Vierbeiner. Angefangen damit, dass der Maulgeruch unangenehm für uns Menschen ist, überdeckt er auch das sensible Riechorgan deines Freundes. Für einen Hund ist es durchaus belastend, ununterbrochen einen unangenehmen Geruch in der Nase zu haben.  

Viele Hunde zeigen lange keine Symptome und fressen auch weiterhin normal, deshalb werden Zahnerkrankungen oft unterschätzt.  

In der weiteren Folge der Parodontitis kann es auch zu einer Entzündung von Kiefergelenk und Knochen kommen, dieser kann sich sogar beginnen aufzulösen. Außerdem können sich die Bakterien über die Blutbahn ausbreiten und beispielsweise Nieren- oder Leberprobleme, sowie Schädigungen der Herzklappen hervorrufen. Das Risiko für andere schwere Erkrankungen, wie beispielsweise Diabetes oder Nierenversagen steigt stark an.  

Deshalb ist es sinnvoll, Zahnprobleme bereits im Keim zu ersticken und den nicht sichtbaren Plaque zu entfernen, bevor das Herzchen deines Vierbeiners Schaden genommen hat.  

Wie pflege ich die Zähne meines Hundes am besten und was sollte ich besser lassen? 


Es gibt einiges, was du als Hundebesitzer für die Zahngesundheit deines Lieblings tun kannst: 

  • Zähneputzen: Am besten täglich putzen, damit du den unsichtbaren Plaque auf den Zähnen entfernen kannst. Natürlich mit einer weichen Zahnbürste und geeigneter Zahnpasta. Mittlerweile gibt es sogar Ultraschallzahnbürsten für den Hund, diese sind leise und bewegen sich nicht, deshalb finden viele Hunden sie angenehmer. 

  • Dentalleckerchen: Kaustangen, die Enzyme enthalten, können dabei helfen die Zähne sauber zu halten. 

  • Zahnkontrollen: Lasse die Zähne deines Lieblings regelmäßig, am besten 1x jährlich, von deinem Tierarzt kontrollieren. 

  • Zahnfutter: Spezielles Zahnfutter kann die Zahngesundheit langfristig positiv beeinflussen. Füttere es ausschließlich oder untergemischt. 

 

Folgende Dinge können den Zähnen deines Lieblings schaden: 

  • Tennisbälle/Steine: Das Kauen auf Tennisbällen oder Steinen nutzt die Zähne unverhältnismäßig stark ab und kann im schlimmsten Fall sogar zu Zahnfrakturen oder einer Eröffnung der Pulpahöhle führen. 

  • Sehr harte Leckerchen: Auch wenn viele Hersteller hier längeren Kauspass garantieren, können sehr harte Leckerchen zu gefährlichen Zahnfissuren führen und sollten unbedingt vermieden werden. Die Leckerchen müssen etwas eindrückbar sein, ansonsten sind sie zu hart.  

  • Professionelle Zahnreinigung am wachen Patienten: wird weit fortgeschrittener Zahnstein am wachen Hund mittels Ultraschallreinigung entfernt, so ist dies sehr schmerzhaft für den Hund. Deshalb darf starker Zahnstein, der bereits zu einer Gingivitis oder sogar Eitertaschen geführt hat, nur in einer Vollnarkose entfernt werden. 

Kann das Futter die Zahngesundheit beeinflussen? 

Ein passendes Futter kann die Zahngesundheit durchaus positiv beeinflussen. Besonders achten sollte man darauf, dass es sich um ein Trockenfutter handelt, bei dem die Krokettengröße angepasst ist auf die Größe der Hunde. Dies sorgt im Optimalfall dafür, dass bereits beim Kauvorgang mechanisch die Zähne vom unsichtbaren Plaque gereinigt werden. Das Futter wirkt also bereits wie eine Zahnbürste.  

Zusätzlich kann eine spezielle Rezeptur des Futters zu einer verbesserten Zahngesundheit, einem optimierten pH-Wert des Speichels und damit zu weniger Zahnsteinbildung beitragen.

Gesunde Zähne tragen zu einem gesunden und glücklichen Hundeleben bei! 

  

Fazit: 

Die Zahngesundheit ist bei unseren Vierbeinern – wie auch bei uns Menschen – ein ganz elemntarer Teil der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens. Auch unsere Hunden möchten nicht unter andauernden Zahnschmerzen leiden. Unsere Aufgabe als Hundebesitzer ist es, auf die Zahngesundheit unserer Lieblinge zu achten und sie bestmöglich zu unterstützen und zu fördern.  

Für ein langes, gesundes und glückliches Hundeleben!

Du würdest gerne tiefer in das Thema einsteigen? Hier findest du weiterführende Literatur und Quellen:

 

1: Zahnerkrankungen bei Hunden, Zentrum für Tierzahnheilkunde Hamburg
 

2: Zahnerkrankungen beim Hund, Dr. Uwe Wagemann, Tierarztpraxis Dr. Kathrin Reuter