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Vegetarische oder vegane Fütterung: Wie ist der Stand der Wissenschaft?

Vegetari-sche oder vegane Fütterung: Wie ist der Stand der Wissen-schaft?

Lesezeit: 10 Minuten

Autor: Helena, Veterinärmedizinerin

29. April 2022

Nach aktuellem Stand der Wissenschaft wirkt sich eine vegetarische oder vegane Ernährung nicht negativ auf die Gesundheit des Vierbeiners aus, insofern eine ausreichende Nährstoffversorgung gewährleistet wird

Im Vergleich zum Wolf kann der domestizierte Hund Stärke aufgrund des vermehrten Vorkommens des Stärke-Gens AMY2B effizient verwerten und ist somit definitiv kein reiner Fleischfresser mehr

Vorteilhaft kann eine vegetarische oder vegane Ernährung insbesondere bei Unverträglichkeiten sein, da diese häufig bestimmte Fleisch- oder Fischsorten betreffen

Um eine genauere Aussage über die Langzeitwirkung einer vegetarischen oder veganen Ernährung zu treffen, muss auf diesem Gebiet jedoch noch weiter geforscht werden

Vegetarisches Hundefutter

Bei der vegetarischen Ernährung wird vollständig auf Fleisch oder Fisch verzichtet. Gefüttert werden jedoch tierische Proteinquellen, wie z.B. Frischkäse, Quark, Joghurt und Ei. Diese werden dann in Kombination mit einer Kohlenhydratquelle und pflanzlichen Ölen, Ost oder Gemüse und einem geeignetem vitaminisierendem Mineralfutter ergänzt. Heutzutage gibt es bereits zahlreiche vegetarische Trockenfutter im Handel. Trotz der Abstammung vom Wolf hat sich der domestizierte Hund im Laufe der Zeit genetisch sehr weit von diesem entfernt. Somit haben sich auch die Anforderungen an seine Ernährung verändert und an das Zusammenleben mit dem Menschen angepasst. Die Erhöhung des Stärke-Gens AMY2B hat bereits vor über 7.000 Jahren stattgefunden und ermöglicht es dem Hund, pflanzliche Nahrungsmittel effizient zu verdauen. Dadurch ist er definitiv kein reiner Fleischfresser mehr und sehr gut im Stande Stärke zu verdauen. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft können Hunde daher auch sehr gut vegetarisch leben. In den letzten Jahren wurde auf diesem Gebiet viel geforscht. Darunter fällt zum Beispiel eine Studie von Pia- Gloria Semp aus 2014. Diese kam zu dem Schluss, dass sich die Parameter im Blut der Hunde mit einer fleischreichen Diät nicht von den Blutwerten der Hunde mit einer pflanzlichen Ernährung unterscheiden. Außerdem fand die Kardiologin Dr. Sarah Cavanaugh im Jahr 2019 heraus, dass auch die Aminosäurehomöostase bei Hunden vollständig ohne tierische Inhaltstoffe möglich ist. Wichtig ist jedoch, insbesondere bei einer vegetarischen Ernährung darauf zu achten, dass dein Hund mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird und es weder zu einer Unter- noch einer Überversorgung kommt (zum Beispiel mit Kalzium). Des Weiteren solltest du bei der Verfütterung großer Mengen von Milchprodukten auf die Laktose-Verträglichkeit deines Vierbeiners achten. Eier sollten aufgrund der Salmonellenbelastung ausreichend erhitzt angeboten werden. Auch im Falle einer Futtermittelunverträglichkeit kann eine vegetarische Ernährung von Vorteil sein, da Allergien bei Hunden häufig von Nahrungsproteinen und weniger von Kohlenhydraten oder Fetten hervorgerufen werden.

Vegane Hundeernährung

Vegane Ernährung bedeutet, zusätzlich zu Fleisch und Fisch auch alle weiteren tierischen Produkte aus dem Ernährungsplan des Hundes zu streichen – wie zum Beispiel Ei- und Milchproteine.  Als Proteinquelle werden hier insbesondere Sojaprodukte, Linsen oder auch Leguminosen Früchte (Erbsen, Bohnen) eingesetzt. Leider kann es aufgrund der in diesen Proteinquellen neben Stärke enthaltenen Oligosacchariden zu weichem Kot oder Blähungen kommen. Das liegt daran, dass diese im Dünndarm nicht verdaut werden können und somit im Dickdarm fermentiert werden. Des Weiteren muss vor allem auf die Versorgung mit B- Vitaminen geachtet werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die vegane Ernährung prinzipiell möglich ist, die Sicherstellung einer umfassenden Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen für Hundeeltern zum aktuellen Zeitpunkt jedoch noch herausfordern sein kann.

 

Unser Fazit

Wir bei HEY HOLY glauben, dass sich zum Thema vegetarische bzw. vegane Hundeernährung in den nächsten Jahren noch einiges tun wird, um eine fleischlose Ernährung bei gleichbleibender Nährstoffversorgung zu ermöglichen. Wenn du dich für eine vegetarische oder sogar vegane Ernährung entscheidest, solltest du auf jeden Fall in regelmäßigen Abständen ein Blutbild beim Tierarzt machen lassen, um die ganzheitliche Versorgung des Hundes sicherzustellen. Wenn du daran Interesse hast und gerne in unsere Gespräche und möglichen Entwicklungen eines vegetarischen oder veganen Futters involviert sein möchtest, melde dich gerne unter entwicklung@heyholy.com. Wir freuen uns auf dich!

Liebe Grüße,

eure Helena