Mittelmeerkrankheiten

Wissensreihe Mittelmeerkrank-heiten – warum sie immer relevanter werden! 

Wissensreihe Mittelmeerkrankheiten – warum sie immer relevanter werden! 

Lesezeit: 10 min.

Autor: Helena, Veterinärmedizinerin

25. Mai 2023

Mittelmeerkrankheiten, das heißt Krankheiten, die vor allem bei Hunden im Mittelmeerraum auftreten und die diese auch mit nach Deutschland bringen, werden in den letzten Jahren durch den vermehrten Import durch Auslandstierschutzvereine, den zunehmenden Reiseverkehr und nicht zuletzt die Klimaerwärmung auch bei uns in Deutschland immer relevanter. Deshalb wollen wir dich über die wichtigsten Erkrankungen aufklären, wie du sie erkennen kannst und wie du deinen Hund am besten schützt.

Um welche Krankheiten handelt es sich?  

Im Wesentlichen handelt es sich bei den klassischen Mittelmeerkrankheiten des Hundes um 4 Erkrankungen:  

  • Leishmaniose  
  • Ehrlichiose  
  • Babesiose  
  • Dirofilariose (Herzwurm-Erkrankung)  

Alle diese Erkrankungen sind sogenannte Vektor-Krankheiten, das bedeutet, dass sie einen Zwischenwirt benötigen, um ansteckend sein zu können, sie sind nicht von Hund zu Hund übertragbar.  

Die kleinen, einzelligen Parasiten, die eine Leishmaniose verursachen, werden beispielsweise durch die Sand- oder Schmetterlingsmücke übertragen, die Ehrlichien durch die weit verbreitete Braune Hundezecke. Babesien werden ebenfalls durch Zecken übertragen und eine Ansteckung mit Herzwürmern geschieht wiederum durch den Stich einer Sandmücke. 

Warum werden die Krankheiten hier immer häufiger?  

In den letzten Jahren hat die Bedeutung der Mittelmeerkrankheiten hier in Deutschland deutlich zugenommen. Dies hat hauptsächlich drei Gründe:  

  1. Der Auslandstierschutz hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie haben nochmals viele Hunde aus dem südeuropäischen Ausland in Deutschland ein neues Zuhause gefunden. Einige dieser Hunde hatten bereits diagnostizierte Mittelmeer-Erkrankungen, bei vielen werden die Krankheiten aber erst in Deutschland festgestellt, da die Inkubationszeiten teilweise mehrere Monate betragen können.  
  2. Der Reiseverkehr in den Mittelmeerraum mit Hund ist in den letzten Jahren mehr geworden. Viele Menschen reisen beispielsweise mit dem Campervan nach Kroatien und haben ihren geliebten Vierbeiner immer mit dabei. Leider ein großes Ansteckungsrisiko für den Fellfreund. 
  3.  Durch die immer milderen Winter und wärmeren Sommer in Deutschland können mittlerweile die für die Übertragung der Mittelmeerkrankheiten benötigten Vektoren auch bei uns in Deutschland überleben. Deshalb ist mittlerweile auch die Ansteckung mit einigen Mittelmeererkrankungen bei uns möglich. Für Babesien konnten beispielsweise bereits Ansteckungen in nahezu allen Bundesländern nachgewiesen werden, ohne dass die Hunde Deutschland jemals verlassen haben. 

Dieser zunehmenden Gefahr solltest du dir als Hundehalter bewusst sein und deinen Liebling dementsprechend schützen. 

Wie kann ich meinen Hund schützen?  

Am wirksamsten gegen eine Ansteckung ist eine gute Parasiten-Prophylaxe. Diese sollte unbedingt mit Medikamenten vom Tierarzt erfolgen, da frei verkäufliche Zecken- und Mückenschutz-Präparate zu schwach sind. Gerade vor einer Reise in ein südeuropäisches Land solltest du gezielt deinen Tierarzt kontaktieren und einen entsprechenden Parasitenschutz kaufen.  

Nur so kannst du verhindern, dass dein Hund von einer Mücke gestochen oder einer Zecke gebissen wird, die möglicherweise eine der Mittelmeerkrankheiten in sich trägt. Da sich die Vektoren mittlerweile teilweise auch in Deutschland ausbreiten, ist auch bei uns ein lückenloser Zeckenschutz sinnvoll.  

Eine weitere Maßnahme ist, mit dem Hund garnicht erst in das südeuropäische Ausland zu reisen. Es gibt so viele schöne Reiseziele mit dem Hund, die sicherlich weniger Gefahren bergen. 

Zuletzt existiert gegen Leishmaniose und Babesiose auch die Möglichkeit einer Impfung. Diese wird allerdings nur empfohlen, wenn der Infektionsdruck tatsächlich hoch ist. Eine Impfung bietet keinen kompletten Schutz, mildert aber bei einer Infektion den Verlauf und die Symptome.  

Wie kann ich meinen Hund und mich schützen?  

Es existiert eine Schutzimpfung für den Hund gegen die vier Leptospiren-Stämme, die am häufigsten in Deutschland vorkommen. Auch gegen die anderen Stämme kann teilweise eine gewisse Kreuzimmunität erreicht werden, allerdings ist dies nicht immer zuverlässig. Die Impfung bietet somit keinen kompletten Schutz gegen alle Leptospiren-Stämme. Im Falle einer Infektion kommt es mit Impfung zu deutlich milderen Symptomen und weniger Erregerausscheidung. Somit Schützt die Impfung indirekt auch uns als Hundehalter, weil ein infizierter, geimpfter Hund deutlich weniger ansteckend ist.  

Die Grundimmunisierung kann ab einem Alter von 8 Wochen erfolgen mit zwei Impfungen im Abstand von 3-4 Wochen. Daran schließen sich jährliche Wiederholungsimpfungen an. Anders als bei anderen Impfungen, kann bei der Leptospirose nicht davon ausgegangen werden, dass im Alter und nach mehrmaliger Impfung ein gewisser Schutz erreicht ist und das Impfintervall verlängert werden kann. Ganz im Gegenteil sollten ältere Hunde sogar noch akribischer geimpft werden, da ihre Immunkompetenz mit zunehmendem Alter schlechter wird.  

Ein weiterer Schutz kann auch das abschließen einer Hundekrankenversicherung sein, um deinem Hund im Krankheitsfall die bestmögliche tierärztliche Versorgung zukommen lassen zu können.  

Unser Fazit 

Die immer häufiger werdenden Mittelmeerkrankheiten sollte man als Hundebesitzer, insbesondere wenn man einen Hund aus dem Auslandstierschutz ein Zuhause geschenkt hat, immer im Hinterkopf halten. Manchmal können die Symptome erst Monate nach der Infektion auftreten, deshalb ist es immer wichtig, beim Tierarzt anzugeben, wenn man im Ausland gewesen ist oder der eigene Hund aus dem Ausland stammt. Auch wird ein andauernder Parasitenschutz vom Tierarzt, auch hierzulande, immer relevanter, damit dein Hund sich nicht mit einer der Mittelmeerkrankheiten anstecken kann.