Welpenbibel Teil 4
Junghund
erwachsener Hund

Mein Hund wird erwachsen: Endlich ideal aufeinander abgestimmt! 

Mein Hund wird erwachsen: Endlich ideal auf-einander abge-stimmt! 

Lesezeit: 5 min.

Autor: Helena, Veterinärmedizinerin

04. Mai 2023

So langsam lassen die überwältigenden Hormonschübe nach, der junge Hund wird wieder ruhiger und auf einmal sitzen auch alle Kommandos wieder ziemlich zuverlässig! Ein klares Zeichen dafür, dass die wilde Zeit der Pubertät nun geschafft ist und der Hund in seine Phase als erwachsener Hund startet. Man spricht nun also von einem erwachsenen Hund. Sein Charakter ist gefestigt und auch die grundlegende Erziehungsarbeit sollte nun abgeschlossen sein.  

Wir wollen einen kurzen Überblick geben über die vorangegangenen Entwicklungsstufen und auch einen Ausblick, was dich in der Phase des Erwachsenseins deines Hundes erwartet.  

 

 

Ab wann ist ein Hund erwachsen?

Die Entwicklungsstufen des Hundes  – vom Welpe zum erwachsenen Hund

Mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter ist dein Hund in der vorletzten Entwicklungsstufe seines Lebens angekommen. Ihr habt bereits eine Menge zusammen durchgemacht! Der niedliche kleine Welpe, der bei dir eingezogen ist und tapsig seine Umgebung erkundet hat, ist nun zu einem erwachsenen Hund, jungen Hund herangereift. Alles, was er bislang erlebt hat, hat ihn geprägt und eure Beziehung gefestigt. Ihr habt gemeinsam die ersten Kommandos erarbeitet, den Freilauf etabliert und vielleicht sogar Gefallen am Hundesport gefunden. In der vorangegangenen Phase lagen die Nerven möglicherweise auch mal blank, weil der pubertierende Teenager sich auf einmal weder an seinen Namen noch an die einfachsten Kommandos erinnern konnte. Aber auch diese Phase neigt sich nun dem Ende zu und ihr seid mit allen gemeisterten Herausforderungen zu einem noch besseren Team geworden!  

 

Der Eintritt ins Erwachsenenalter  

Der Zeitpunkt des Eintrittes in das Erwachsenenalter ist je nach Hund etwas individuell. Kleinere Rassen sind früher erwachsen, große Rassen benötigen etwas länger für ihre Entwicklung. Grob lässt sich aber sagen, dass Hunde normalerweise zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr erwachsen sind und ihr Charakter sich bis dahin weitestgehend gefestigt hat.  

Der Hund gilt übrigens erst wenn er ausgewachsen ist auch als „zuchtreif“, obwohl die Geschlechtsreife und damit auch die Möglichkeit zum Paarungsakt bereits mit Eintritt in die Pubertät gegeben ist. Für die Zucht ist es aber von Vorteil, den Charakter eines erwachsenen Hundes beurteilen zu können.  

Der erwachsene Hund – warum eure Bindung nun noch einmal enger wird  

Aber was charakterisiert nun einen erwachsenen Hund? Der pubertierende Teenager-Hund lässt sich von allem und jedem aus der Ruhe hat bringen lassen. Sein Charakter und seine Reaktionen sind oft sehr sprunghaft. Der Charakter des Junghunds ist deutlich gefestigter. Seine Reaktionen sind vorhersehbarer und er sollte nicht mehr übermäßig auf beispielsweise andere Hunde begegnen.  

Es gibt Hunde, die auch nach der Pubertät noch wild und aufgedreht oder komplett ignorant sind. Dieses Verhalten begründet sich dann aber in der Regel weniger durch Einflüsse von (Sexual)Hormonen als vielmehr in den rassebedingten Eigenschaften des Hundes. 

Der erwachsene Hund sollte bereits alle grundlegenden Kommandos auf seinem Lebensweg gelernt haben und vielleicht habt ihr auch bereits ein gemeinsames Hobby gefunden, wie zum Beispiel Mantrailing oder Agility. Ist das noch nicht der Fall, so kann der Eintritt in das Erwachsenenalter als guter Moment genutzt werden, vielleicht doch eine gemeinsame Aktivität zu starten. Dein Hund ist nun ruhig und konzentriert genug, um sich mit voller Kopfarbeit in eine neue Aufgabe zu stürzen.  

Wichtig ist natürlich, sich bewusst zu machen, dass auch ein erwachsener Hund nie auslernt. Es können sich durchaus nochmal kleine Nachfragen bezüglich eurer Hierarchie einschleichen und auch ein erwachsener Hund kann nochmal über die Stränge schlagen. Deshalb sollte eine regelmäßige Auffrischung von vorangegangenen Lerninhalten immer mal wieder auf dem Stundenplan stehen. Auch legt ein erwachsener Hund seine Triebhaftigkeit natürlich nicht ab. Ein Rüde wird sich immer noch für läufige Hündinnen begeistern und auch diese werden vor, während und nach ihrer Läufigkeit leicht veränderte Verhaltensweisen an den Tag legen.  

Was sich aber geändert hat ist, dass der erwachsene Hund deutlich besser mit seinen Hormonen klarkommt, weil er sich daran gewöhnt hat!  

Die letzte Phase auf dem Lebensweg deines besten Freundes ist die Senior-Phase. Der Eintritt in diesen Lebensabschnitt ist wirklich sehr individuell, ungefähr zwischen dem 8. und 12. Lebensjahr. Große Hunde werden deutlich schneller alt als kleinere Hunde.  

In diesem Lebensabschnitt kommen die ersten Wehwehchen zum Tragen, der ältere Hund wird etwas langsamer, vielleicht auch eigenbrötlerischer. Auch vor Krankheiten bleiben leider viele alte Hunde nicht verschont, deshalb sind regelmäßige Tierarztbesuche und auch Alters-Check-Ups, inklusive Blutuntersuchung und Bauchultraschall sehr sinnvoll, damit Krankheiten früh genug erkannt und therapiert werden können.  

Unser Fazit 

Dein Welpe wird erwachsen – die schönste Phase im Zusammenleben mit deinem Vierbeiner. Ihr seid perfekt aufeinander abgestimmt, kennt euch in- und auswendig. So zumindest die Theorie. Sicherlich gibt es immer noch irgendwo Verbesserungspotential und man lernt auch nie aus, was Kommandos und Gehorsamsoptimierung angeht. Aber der Rohbau eurer Beziehung ist gebaut und nun könnt ihr in aller Ruhe an den Details arbeiten und euer gemeinsames Leben am besten jeden Tag in vollen Zügen genießen!  

Du würdest gerne tiefer in das Thema einsteigen? Hier findest du
weiterführende Literatur und Quellen:


1: Martin Rütter, Pubertät beim Hund - Wenn die Halter anstrengend werden