SOS Guide für Magen-Darm-Probleme
Teil 3
Hausmittel
Fremdkörper

Magen-Darm-Erkrankungen beim Hund: Welche Maßnahmen sind sinnvoll?

Magen-Darm-Erkrankungen beim Hund: Welche Maßnahmen sind sinnvoll?

Lesezeit: 5 min.

Autor: Helena, Veterinärmedizinerin

9 Januar 2023

Jeder Hundebesitzer kennt wohl folgendes Szenario: Dein Hund hat plötzlich schlimmen Durchfall oder erbricht ständig, hat vielleicht auf dem Spaziergang etwas aufgenommen und natürlich ist Sonntag oder der Tierarzt des Vertrauens gerade im Urlaub.

Aber was kannst du zu Hause tun, damit es deinem Vierbeiner möglichst schnell wieder gut geht oder zumindest die Zeit bis zum Tierarzt überbrückt werden kann?

Und was sind Dinge, von denen lieber die Finger gelassen werden sollten?

Dein Hund hat Durchfall – Was tun?  

 

DO´s:

  • Bei Hunden, die schwerer sind als 10 kg: 12-24 Stunden nüchtern lassen
  • Leicht verdauliche Magen-Darm-Schonkost in kleinen Portionen füttern, wie z.B. Huhn mit Reis und Möhren (alles ohne Gewürze gut/matschig durchgekocht) oder
    Morosche Möhrensuppe
  • 1-2 Kohletabletten unters Futter mischen –  je nach Bedarf kann die Menge kann bis zu einer Maximaldosis von ½ Tablette pro Kilogramm Körpergewicht gesteigert werden
  • Leinsamen/Flohsamen können helfen den Kot wieder fester zu machen und den Darm zu reparieren
  • Im Anschluss an eine Durchfallerkrankung kann mittels eines Probiotikums die Darmflora wieder aufgebaut werden

 

DONT`s:

  • Medikamente gegen Durchfall für den Menschen darfst du beim Hund nicht anwenden

Achtung: Bei ausbleibender Besserung nach 2 Tagen oder bei besonders schweren Verläufen kontaktiere deinen Tierarzt oder fahre bei Bedarf zum nächstgelegenen Notdienst.

Wenn du wissen willst, was mögliche Ursachen des Durchfalls sind und bei welchen Arten von Durchfall du dir mehr Sorgen machen solltest als bei anderen, findest du alles rund ums
Thema in unserem großen Durchfall-Blogartikel.

Dein Hund erbricht – Was tun?  

 

DO´s:

  • Futter und Wasser wegstellen bis der Hund für 1-2 Stunden nicht mehr erbrochen hat
  • Wasser in kleinen Portionen anbieten; erst wenn das Wasser für einige Stunden in deinem Hund bleibt, kannst du ihm kleine Portionen Magen-Darm-Schonkost (s. oben) anbieten
  • Zur Unterstützung der Magen-(Darm-)Gesundheit Heilerde, Heilmoor oder Ulmenrinde mit unter das Futter geben

 

DONT`s:

  • Vomex oder andere Medikamente gegen Übelkeit beim Menschen darfst du deinem Hund nicht geben

Achtung: Bei unstillbarem Erbrechen, schnell blutigem Erbrechen, auch in Kombination mit Durchfall und deutlich verschlechtertem Allgemeinzustand, bei chronischem Erbrechen und ausbleibender Besserung nach 2-3 Tagen solltest du einen Tierarzt kontaktieren

Wenn du wissen willst, was die häufigsten Ursachen von Erbrechen sind und was die verschiedenen Farben des Erbrochenen bedeuten können, sieh dir dazu unseren Blogartikel über Erbrechen beim Hund an: Link

Dein Hund hat eine Vergiftung – was tun?

 

Suche SCHNELLSTMÖGLICH einen Tierarzt
auf um die Lage zu beurteilen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, wie beispielsweise
deinen Hund erbrechen lassen oder Infusionen legen!

 

DO´s:

  • Futter und Wasser wegstellen bis der Hund für 1-2 Stunden nicht mehr erbrochen hat
  • Wasser in kleinen Portionen anbieten; erst wenn das Wasser für einige Stunden in deinem Hund bleibt, kannst du ihm kleine Portionen Magen-Darm-Schonkost (s. oben) anbieten
  • Zur Unterstützung der Magen-(Darm-)Gesundheit Heilerde, Heilmoor oder Ulmenrinde mit unter das Futter geben
  • Packe das, was dein Hund aufgenommen hat, ein, und notiere dir – sofern bekannt – die genaue Menge (z.B. bei Tabletten oder Schokolade: was genau wurde aufgenommen, welche Stärke und wieviel), und nehme es mit zum Tierarzt. Beides wird dem Tierarzt helfen, die Lage zu beurteilen. Du kannst übrigens auch Pflanzenteile mit zum Tierarzt
    nehmen
  • Sofern greifbar kannst du deinem Hund als Notfallmaßnahme noch zu Hause Kohletabletten geben – hierbei gilt 1 Tablette pro Kilogramm Körpergewicht
  • Bei Aufnahme von Birkenzucker (Xylit), der hochgiftig für Hunde ist, gib deinem Vierbeiner als Notfallmaßnahme Zuckerwasser und suche schnellstmöglich einen Tierarzt auf!
  • Versuche deinen Hund auf der Fahrt zum Tierarzt ruhig und reizarm zu halten, kühle oder wärme ihn bei Bedarf

 

DONT`s:

  • Lass am besten die Finger von eigenen Versuchen, deinen Hund erbrechen zu lassen (zum Beispiel mit Spülwasser, Senf oder Wasserstoffperoxid); das kann – vor allem wenn dein Hund bereits Symptome zeigt – zu schwerwiegenden Komplikationen führen

Dein Hund hat einen Fremdkörper verschluckt – was tun?

DO´s:

  • Je nach Größe
    des Fremdkörpers und des Hundes (z.B. ein großer Hund der einen kleinen Socken
    verschluckt hat) kann Sauerkraut gegeben werden, damit dieses das Fremdmaterial
    umschließt und mit nach außen befördert
  • Bei scharfen,
    spitzen oder sehr großen Gegenständen kontaktiere am besten direkt einen Tierarzt
    – diese*r kann entscheiden, ob dein Hund unter Aufsicht erbrechen soll oder
    eine Operation die sicherere Entscheidung ist
  • Wenn dein Hund
    zu Fremdkörperaufnahmen neigt, empfiehlt sich ein Fremdkörpertraining oder der
    punktuelle Einsatz eines Maulkorbs, um das Risiko von Verletzungen oder
    Vergiftungen für deinen Vierbeiner zu minimieren
  • Bist du unsicher, ob ein Fremdkörper aufgenommen wurde oder ob dieser zu groß sein
    könnte, dann beobachte deinen Hund genau, ob er Anzeichen eines
    Darmverschlusses zeigt (siehe unten)

DONT`s:

  • Auch im Fall der Fremdkörperaufnahme ist es nicht ratsam, den Hund selbst zum Erbrechen zu bringen, aufgrund möglicher Komplikationen, die die anschließende Behandlung drastisch erschweren können

Anzeichen eines Darmverschlusses

  1. 1Plötzliches und starkes Erbrechen
  2. 2Inappetenz, also die Verweigerung jeglicher Futteraufnahme
  3. 3Ausbleibender Kotabsatz oder dünner Durchfall
  4. 4Schwarzer Kot
  5. 5Blutiges oder kaffeesatzartiges Erbrechen

Achtung: Symptome eines Fremdkörpers und infolge dessen eines Darmverschlusses sollten niemals ignoriert werden, im schlimmsten Fall kann dein Hund daran sterben!

Unser Fazit

Magen-Darm-Verstimmungen treten bei Hunden häufig auf und sind meist kein Grund zur Beunruhigung. Um deinen Vierbeiner optimal zu unterstützen, empfiehlt es sich, eine Hausapotheke mit den wichtigsten Hausmitteln gegen Durchfall und Erbrechen, sowie Zutaten für Magen-Darm-Schonkost griffbereit zu haben. Für schwere Fällen oder bei
Vergiftungen sollte auch die Nummer des diensthabendes Tierarztes bekannt sein.

Liebe Grüße, Eure Helena