ERSTE HILFE BEIM HUND – SOFORTMASSNAHMEN IN LEBENSBEDROH-LICHEN NOTFÄLLEN
Unsere Hunde sind heute echte und geliebte Familienmitglieder. Deshalb wollen wir ihnen die beste Versorgung und das beste Leben bieten. Leider kann es im Alltag immer wieder zu gefährlichen Situationen kommen: Eine Schnittverletzung auf dem Spaziergang, eine Vergiftung oder ein Autounfall können die Gesundheit oder das Leben unseres geliebten Vierbeiners bedrohen.
Oft kann bei medizinischen Notfällen durch eine beherzte und versierte Soforthilfe Schlimmeres verhindert werden und der Grundstein für das Gelingen der tierärztlichen Arbeit gelegt werden. Deshalb wollen wir Euch hier einige Tipps mit an die Hand geben, wie Ihr euch im medizinischen Notfall eures Hundes am besten verhaltet!
Das richtige Handeln in Notsituationen kann deinem Vierbeiner das Leben retten.
Wie verhalte ich mich im Notfall richtig?
Das geliebte Tier in einer Notlage zu sehen, ist nicht schön. Vor allem, wenn man keine Hilfe leisten kann, kann diese Situation geradezu quälend sein. Wir erklären dir, was die wichtigsten Maßnahmen in einem Notfall sind, wie du lebensbedrohliche Situationen erkennst und richtig handelst.
1. In einem medizinischen Notfall hat es oberste Priorität Ruhe zu bewahren! Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber es hilft wirklich niemandem, wenn du in Panik verfällst. Helfen tut in dieser Situation, wenn du weißt, was du tun kannst. Beruhige deinen Hund und bringe dich – je nach Situation- selbst in Sicherheit.
2. In der Notsituation ist schnelles und überlegtes Handeln gefordert.
Bringe deinen Hund aus der Gefahrenzone, schätze seine Verletzungen ein und überprüfe, sowie stabilisiere die Vitalfunktionen. Verständige außerdem deinen Tierarzt oder den diensthabenden Notdienst-Tierarzt.
3. Mache deinen Hund transportfähig und bringe ihn schnellstmöglich zum Tierarzt.
Eventuell müssen vorab Verletzungen bereits notfallmäßig versorgt werden oder weiterhin Reanimationsmaßnahmen stattfinden.
TIPP:
Am besten nimmst du an einem Erste Hilfe Kurs für Hunde teil, um den Ernstfall zu üben!
Die lebensnotwendigen Vitalfunktionen müssen immer erhalten sein.
Vitalparameter überprüfen:
Die lebensnotwendigen Körperfunktionen (Atmung und Herzschlag) müssen immer erhalten sein. Ansonsten nehmen die Organe schnell schlimmen Schaden, weil die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung nicht mehr richtig funktioniert. Wir erklären dir kurz, wie du die Vitalwerte deines Vierbeiners ermitteln kannst:
1. Atemfrequenz:
Beobachte wie häufig in der Minute sich der Brustkorb hebt und senkt oder halte einen feuchten Finger vor die Nase und fühle, ob Luft daran vorbeiströmt.
Die Atemfrequenz sollte zwischen 12-32 Atemzügen pro Minute liegen.
Eine Erhöhung kann durch Stress, Hitze, Aufregung, Schmerz oder Anstrengung passieren.
2. Herzfrequenz:
Den Puls tastest du am besten auf der Innenseite des Oberschenkels, oben im Leistenbereich. Am besten fühlst du mit Zeige- und Mittelfinger. Übe dies bei deinem Hund! Du kannst auch versuchen, das Herz selbst am Brustkorb zu tasten. Dies sagt dir aber nichts darüber aus, wieviel Blut auch tatsächlich durch den ganzen Hundekörper strömt.
Die Herzfrequenz sollte zwischen 80-120 Schläge pro Minute liegen.
Eine erhöhte Herzfrequenz haben sehr junge oder angestrengte und aufgeregte Hunde. Ebenso kann der Puls bei schweren Verletzungen, Infektionen oder Schmerzen erhöht sein.
3. Schleimhäute:
Die Schleimhäute deines Hundes kontrollierst du am besten im Maul, am Zahnfleisch. Alternativ kannst du dir auch die Bindehäute am Auge anschauen.
Die Schleimhäute sollten rosa und leicht feucht sein, wenn du mit dem Finger einmal kräftig darauf drückst, sollten sich die Schleimhäute in unter zwei Sekunden wieder rosa färben. (= kapilläre Rückfüllungszeit) Achtung: Diesen Test bitte nicht am Auge durchführen!
Abweichungen von der Norm können folgende sein: Rot, bläulich (zyanotisch), blass, gelblich (ikterisch), trocken/pappig, überfeucht, verlängerte kapilläre Rückfüllungszeit
4. Temperatur:
Die Temperatur misst du am besten mit einem normalen Thermometer mit etwas Vaseline im Po deines Hundes. Übe das mit deinem Hund, dann hat er beim Tierarzt weniger Angst!
Schiebe das Thermometer ca. 2 cm tief in den After, um Fehler zu vermeiden.
Die Normaltemperatur des Hundes liegt zwischen 37,5 °C – 39 °C, beim Welpen bis 39,5°C.
Eine erhöhte Temperatur kann bei massivem Stress, Infektionen oder Überhitzung auftreten, eine erniedrigte Körpertemperatur kann durch Unterkühlung, Schock und Kreislaufschwäche entstehen.
Lebensbedrohliche Notfälle beim Hund und entsprechende Sofortmaßnahmen
Bei allen lebensbedrohlichen Notfällen gilt: sobald euer Vierbeiner stabil ist, solltet ihr unverzüglich einen Tierarzt aufsuchen!
- Atemstillstand
Wenn du keine Atmung bei deinem Hund mehr feststellen kannst, also kein Heben und Senken des Brustkorbes, keine Bewegung an Nase oder Maul und kein Luftstrom, so muss sofort reanimiert werden. Schaue, ob du eine Ursache beseitigen kannst (Blutung stoppen, Fremdkörper/Schleim/Erbrochenes aus dem Maul entfernen) und beginne dann mit Mund-zu-Nase-Beatmung*. Überprüfe außerdem den Herzschlag, vielleicht ist auch eine Herz-Lungen-Reanimation* notwendig!
- Herzstillstand
Die Symptome eines Herzstillstandes sind das Fehlen von Lebenszeichen, also keine Bewegung des Brustkorbes, keine Atmung und kein Puls, sowie kein Ansprechen auf Reize (z.B. Kneifen ins Ohr). Ist dies der Fall, so muss der Hund auf die Seite gelegt, die Atemwege freigemacht werden und mit Reanimationsmaßnahmen begonnen werden: Herz-Lungen-Reanimation* und Mund-zu-Nase-Beatmung* im Wechsel!
- Ertrinken
Entweder zeigt der Hund keinerlei Lebenszeichen mehr oder versucht noch etwas zu Husten. Die richtige Sofortmaßnahme in dieser Situation ist den Hund kopfüber zu halten, damit Wasser aus der Lunge ablaufen kann. Falls vorhanden, kann eine Hilfsperson von beiden Seiten auf den Brustkorb klopfen. Nach 30 Sekunden sollte der Hund in Seitenlage gebracht werden und bei ausbleibender Atmung oder Herzschlag müssen Reanimationsmaßnahmen gestartet werden.
- Erstickung
Der Hund zeigt in diesem Fall massive Atemnot und die Schleimhäute werden bläulich. Es sollte sofort versucht werden die Atemwege freizumachen, einen Fremdkörper oder das Hindernis in den Atemwegen des Hundes so schnell wie möglich zu entfernen. Lässt sich der Fremdkörper nicht entfernen und sind die Luftwege vollständig blockiert, kann als letzte Maßnahme (da hohes Verletzungsrisiko) der Heimlich-Griff angewendet werden, um die Luftwege freizumachen.
- Magendrehung
Dieser Notfall tritt oft abends nach der Fütterung auf. Es sind fast ausschließlich Hunde großer Rassen mit tiefem Brustkorb (Schäferhunde, Doggen, etc.) und ältere Tiere (>4Jahre) betroffen. Symptome sind plötzliche Unruhe und Schmerzanzeichen, der Hund versucht vergeblich zu erbrechen und speichelt vielleicht extrem. Eine Futteraufnahme ist nicht mehr möglich. Der Bauch des Hundes wird deutlich dicker, weil der Magen aufgast. Der Hund wird zunehmend apathischer und der Puls ist stark erhöht! In diesem Fall gibt es keine Erste-Hilfe-Maßnahmen! Der Hund muss schnellstmöglich einem Tierarzt vorgestellt werden!
- Schock
Ein Schock kann durch verschiedene Dinge ausgelöst werden: beispielsweise massiver Blutverlust, eine allergische Reaktion, schwerer Durchfall oder starke Schmerzen. Symptome sind Schwäche, blasse und kalte Schleimhäute mit verzögerter kapillärer Rückfüllungszeit, erhöhter Pulsfrequenz, flache und schnelle Atmung und kalte Gliedmaßen. In diesem Fall sollten Becken und Hinterbeine höher gelagert werden als der Kopf, eventuell etwas gegen die Schockursache getan werden (zB Druckverband bei Blutungen), der Hund gewärmt werden und schnellstmöglich zum Tierarzt gebracht werden.
INFO:
Das genaue Durchführen der Reanimationsmaßnahmen und weitere nützliche Tipps könnt ihr in unserem Webinar lernen!
Zu einer optimalen Versorgung deines Lieblings gehören auch Kenntnisse über Erste-Hilfe-Maßnahmen
Wollt ihr noch weitere nützliche Tipps für korrektes Verhalten in nicht direkt lebensbedrohlichen Notfällen und wissen, was alles in einen Notfallkoffer und eine Reiseapotheke gehört? Dann könnt ihr dies hier nachlesen!
Fazit
Leider können unseren Hunden im Alltag allerlei Dinge zustoßen, die sehr gefährlich sind. Deshalb ist es umso wichtiger, zu wissen wie man sich in Notfallsituationen verhalten sollte. Dies kann unter Umständen einen großen Einfluss darauf haben, ob euer Vierbeiner überlebt und wie die Langzeitfolgen sind. Falls ihr selbst mit eurem Hund in so eine Notsituation geratet, wünschen wir Euch alles Gute und baldige Genesung!