Impfungen Teil 1
Überblick
Impfkommission

Impfungen – nützlich oder veraltet? Was schützt meinen Liebling wirklich? 

Impfungen – nützlich oder veraltet? Was schützt meinen Liebling wirklich? 

Lesezeit: 10 min.

Autor: Helena, Veterinärmedizinerin

01. Juni 2023

Über Impfungen und die richtige Handhabe sowie die Notwendigkeit kursieren in den Köpfen vieler und auch im Internet leider immer wieder gefährliche Halbwahrheiten. Generell gibt es keine Impfpflicht für Hunde in Deutschland! Also gilt das Motto: Alles kann, nichts muss! Wir wollen hier einmal erläutern, wie die tiermedizinische Ansicht zum Thema Impfungen ist, was die Ständige Impfkommission empfiehlt und welche Impfungen es überhaupt gibt!  

Wie wirken Impfungen?  

Grundsätzlich wird zwischen einer  passiven Immunisierung  (mit einem Serum) und einer aktiven Immunisierung  (mit Impfstoffen) unterschieden. Bei ersterer muss das körpereigene Immunsystem im Grunde nicht aktiv werden, während es sich bei der aktiven Immunisierung mit den Impfstoffen auseinandersetzt und so eigene Antikörper bildet. 

Bei der  aktiven Immunisierung  wiederum unterteilt man die Impfstoffe auf Grund der verwendeten Antigenkomponente in Lebend- und Totimpfstoffe

Totimpfstoffe, oder auch inaktivierte Impfstoffe, enthalten abgetötete oder vermehrungsunfähig gemachte Krankheitserreger, mit denen das Immunsystem sich auseinandersetzen kann. Lebendimpfstoffe enthalten vermehrungsfähige Erreger in abgeschwächter Form. Hier kann es nach der Impfung zu einer leichten Erkrankungsreaktion kommen, die nicht ansteckend ist. 

Insgesamt wirkt jede Impfung so, dass der Körper und das Immunsystem an den Erreger „gewöhnt“ werden, damit im Falle einer folgenden Erkrankungen schon entsprechende Antikörper zur Verteidigung vorhanden sind. 

Welche Impfungen für den Hund gibt es überhaupt? 

In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, einen Hund impfen zu lassen. Nicht alle Impfungen schützen vor einer Infektion, teilweise wird auch nur eine Verbesserung der klinischen Symptomatik erreicht. Deshalb sollte Vor- und Nachteil einer Impfung immer individuell mit dem Tierarzt besprochen werden. Hier eine Übersicht der Krankheiten, für die eine aktuelle Impfung existiert: 

  • Tollwut 
  • Staupe 
  • Hepatitis contagiosa canis  
  • Parvovirose  
  • Leptospirose  
  • Parainfluenza  
  • Bordetella bronchiseptica  
  • Leishmaniose 
  • Borreliose  
  • Dermatophytosen 
  • Canines Herpesvirus 

Welche Vorschriften und Verpflichtungen zu Impfungen beim Hund gibt es? 

Es existiert in Deutschland derzeit grundsätzlich keine Verpflichtung, einen Hund impfen zu lassen. Für gewisse Aktivitäten mit dem vierbeinigen Freund gibt es individuelle Vorschriften zum Impfstatus. Will man beispielsweise mit seinem Hund ins Ausland reisen, so ist es verpflichtend, neben einem Mikrochip und einem blauen EU-Pass, eine Tollwut-Impfung nachweisen zu können. Anderenfalls ist ein Grenzübertritt nicht erlaubt.  

Bei den meisten Zucht- und Rasse-Ausstellungen sind ebenfalls Impfungen vorgeschrieben. Diese können nach Bestimmung der Ausrichter festgelegt werden, orientieren sich aber in der Regel an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission. Deshalb sind dort oft Impfungen gegen Parvovirose, Staupe, Hepatitis und Leptospirose vorgeschrieben.  

In einigen Hundepensionen, in denen oft mehrere fremde Hunde auf engem Raum aufeinandertreffen, ist zusätzlich die Impfung gegen Zwingerhusten, also Parainfluenza und Bordetella bronchiseptica, gewünscht!  

Sinnvoll ist es, sich rechtzeitig über Vorschriften zu Impfungen zu informieren, da einige Impfungen nicht immer beim Tierarzt vorrätig sind und auch oft einige Zeit brauchen, bis sie ihre volle Wirksamkeit entfalten. Die Tollwutimpfung hat beispielsweise erst nach 3 Wochen ihre volle Wirksamkeit erreicht und auch erst dann darf ein Grenzübertritt erfolgen! Dies sollte vor einem Urlaub auf jeden Fall bedacht werden! 

Was empfiehlt die Ständige Impfkommission?  

Um einen Leitfaden zur Orientierung zu entwickeln, gibt es auch für die Tiere eine Ständige Impfkommission, die StIKo Vet. Diese Kommission aktualisiert stetig nach den aktuellen Erkenntnissen der veterinärmedizinischen Forschung ihre Impfempfehlungen.  

Die Impfungen werden laut StIKo in Kernimpfungen, sogenannte Core-Vakzine, deren Schutz jeder Hund zu jeder Zeit haben sollte, und Non-Core-Vakzine eingeteilt. Diese werden nur in speziellen Lebensumständen oder Situationen empfohlen.  

Zu den Core-Vakzinen gehören laut aktuellen Empfehlungen drei Impfungen: Leptospirose, Staupe und Parvovirose. Alle anderen werden als Non-Core-Vakzine eingestuft und eine Impfempfehlung deshalb nur individuell ausgesprochen. 

Welche Impfungen werden aus tiermedizinischer Sicht empfohlen?

Aus tierärztlicher Sinn ist die korrekte Grundimmunisierung von Welpen unbedingt zu empfehlen, weil gerade das unausgereifte Immunsystem von Welpen ein hohes Infektionsrisiko birgt. Leider sind die Erkrankungen der Core-Vakzine auch schnell tödlich verlaufende Krankheiten, vor allem beim jungen Hund. Dem kann man durch eine Impfung leicht vorbeugen. Für einen Welpen zur korrekten Grundimmunisierung wird folgendes Schema empfohlen: 

8 Lebenswochen: Parvovirose, Staupe, Leptospirose, 12 Lebenswochen: Parvovirose, Staupe, Leptospirose 16 Lebenswochen: Parvovirose, Staupe 15 Lebensmonate: Parvovirose, Staupe, Leptospirose 

Zusätzlich kann eine Impfung gegen Tollwut sinnvoll sein, wenn der Hund später einmal mit in den Urlaub ins Ausland fahren soll. Und ja, auch Holland ist Ausland 😉 

Dadurch, dass Tollwut in Deutschland nicht mehr existent ist, gibt es keine dringende Empfehlung zur Impfung. Falls aber doch einmal zweifelhafter Kontakt zu einem Tollwut-infiziertem Tier im Raum steht, sind Hunde, die gegen Tollwut geimpft sind, gesetzlich besser vor Konsequenzen geschützt.  

Auch Impfungen gegen Zwingerhusten und Leishmaniose sind definitiv eine Überlegung wert, je nach Lebensumstand und Immunkompetenz des Hundes. Dies sollte aber individuell mit dem Haustierarzt besprochen werden. 

Unser Fazit 

Da es keine gesetzliche Verpflichtung gibt, einen Hund zu impfen, bleibt es letztendlich jedem freigestellt, ob ein Hund geimpft werden soll oder nicht. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte hat allerdings gezeigt, dass Impfungen wesentlich zur Gesundheit einer Population beitragen können. Deshalb empfehlen wir dringend, beim Welpen eine korrekte Grundimmunisierung gegen Staupe und Parvovirose durchzuführen und jeden Hund zu jeder Zeit gegen Leptospirose zu schützen. Alle weiteren Impfungen können – je nach Lebensumstand von Hund und Besitzer – individuell mit dem Tierarzt besprochen werden. 

Wenn du mehr über die Krankheiten Leptospirose und Tollwut und die Möglichkeiten zur Impfung wissen willst, kannst du in unseren nächsten Blogartikeln weiterstöbern. 

Liebe Grüße,

Eure Helena